Strahlenschutz und neues Spezialfahrzeug im Landkreis Rosenheim

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Die Staatliche Feuerwehrschule Geretsried war jetzt mit einem Sonder-Ausbildungsangebot „Strahlenschutz-Standortschulung“ im Landkreis Rosenheim zu Gast.

33 Teilnehmende aus den beiden Strahlenschutz-Einheiten Bernau am Chiemsee/Prien am Chiemsee und Heufeld/Bad Aibling, die Fachberatung Strahlenschutz, Messtechnik/Gefahrgut, die Verkehrspolizei und Vertreter der Kreisbrandinspektion Rosenheim kamen in Kolbermoor für einen besonderen Schulungs- und Praxistag zusammen.

Bei der ersten Station wurden die Grundkenntnisse des Strahlenschutzes und deren Einsatzarten in einer Theorieschulung vermittelt.

An der zweiten Station konnten verschiedene Messgeräte sowie Verpackungsmöglichkeiten für radioaktive Produkte vorgestellt werden. Im Anschluss brachte jede Feuerwehr ihre mitgebrachten Messgeräte an vielen verschiedenen Messtationen selbst zum Einsatz. Die Besonderheit bestand darin, das geeignete Messgerät für den jeweiligen Strahler auszuwählen, beim Messen korrekt vorzugehen sowie die Messdaten anschließend richtig zu beurteilen.

Nicht nur das Messen war ein Schwerpunkt, sondern auch das Einrichten des richtigen Dekon-Platzes inklusive der Dekon-Maßnahmen mit den eigenen vorhandenen Mitteln und deren Betrieb. Dazu gehört nicht nur eine sorgfältige „Freimessung“, die viel Zeit pro Person in Anspruch nimmt. Eine sorgfältige Dokumentation ist ebenfalls besonders wichtig, da diese Daten mindestens 30 Jahre lang verwaltet werden.

Die besondere dritte Station: Erstmals in der Ausbildung „Strahlenschutz“ konnte der neue ABC-Erkunder, ein Spezialfahrzeug für den CBRN-Bereich, vorgestellt werden. Es wird bayernweit an mehr als 70 Standorten verteilt. Der Landkreis Rosenheim bekommt zum Ende des Jahres 2025 ebenfalls eines dieser Sonderfahrzeuge. Es kann dann vor Ort nicht nur für den Zivilschutz wichtige Dienste leisten, sondern auch bei den verschiedenen Feuerwehreinsätzen.

Die wichtigsten Zahlen und Fakten im Überblick:

  • Geländefähiges Fahrgestell
  • Messtechnik für chemische und radiologische sowie nukleare Gefahren
  • Messtechnik zur Schnellerkundung großer Gebiete ist auch während der Fahrt nutzbar
  • Diverse Schutzausrüstungen für jede Lage
  • Konzeption und Teil der Entwicklung durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (kurz: BBK)
  • Einsatzspektrum: Spüren, Messen und Melden radiologischer und chemischer Kontaminationen
  • Personal: Bis zu vier Einsatzkräfte. Um deren Schutz zu gewährleisten, führen die Fahrzeuge unter anderem Schutzmasken, Filter, Pressluftatmer und Chemikalienschutzanzüge (Form II) mit. Außerdem an Bord: Markierungsmaterial zur Kennzeichnung von chemischen, biologischen und radiologischen Kontaminationen
  • Zusätzlich gehören verbesserte Kommunikationstechnologien sowie eine digitale Vernetzung zur Ausstattung. Diese Vernetzung mit den ebenfalls derzeit in der Beschaffung befindlichen Führungsfahrzeugen „CBRN-Messleitkomponente“ stellt die größte Innovation der neuen Fahrzeuggeneration dar

Kreisbrandmeister Gefahrgut Christian Hof arbeitet derzeit in enger Abstimmung mit verschiedenen Fachpersonen, Fachgruppen und Behörden ein praxisorientiertes Konzept für den ABC-Erkunder des Landkreises Rosenheim und für die Zusammenarbeit mit weiteren angrenzenden ABC-Erkunder-Standorten aus. In seiner Tätigkeit beim Fachbereich 14 (CBRN) des Bezirksfeuerwehrverbandes Oberbayern konnte er einige Projekte rund um das Thema „ABC-Erkunder“, wie etwa einheitliche Alarmierungen in Bayern oder einheitliche Messkonzepte, ins Rollen bringen. Die Fachgruppen werden nun bis Herbst 2025 sogenannte Empfehlungskonzepte ausarbeiten und anbieten.

Vierte Station: Hier stand eine Einsatzübung auf dem Ausbildungsprogramm. Bei schwülen 30 Grad unter Sonderschutzkleidungen mit umfangreichen Messgeräten inklusive Personen-Dekontamination war dies eine anstrengende Aufgabe.

Ein besonders großes Augenmerk legte die Staatliche Feuerwehrschule darauf, dass der Rettungsdienst und der Notarzt je nach Einsatzsituation im Dekon-Platz-Bereich mindestens beratend zur Verfügung stehen. Verschiedene Szenarien wurden dargestellt, ab wann der Rettungsdienst tätig werden kann, ohne dass er sich selbst gefährdet.

Die gesamte Übung verlief schnell und perfekt aus Sicht der Feuerwehrschule. Es zeigte sich, wie wichtig es ist, dass die Gefahrgut-Einheiten und Strahlenschutz-Einheiten regelmäßig gemeinsam mit einer oder mehreren Einheiten beziehungsweise Zügen üben. Für unsere beiden Strahlenschutz-Einheiten war dies das erste Mal, dass zwei gleichwertige Strahlenschutz-Züge, also vier Feuerwehren zusammen, an einer Einsatzstelle einen Einsatz abarbeiten.

Zum Schluss des Ausbildungstages stand der persönliche Kontakt untereinander im Vordergrund. Ein besonderer Dank galt der Staatlichen Feuerwehrschule Geretsried, der Ausbildungsmannschaft und auch der Feuerwehr Kolbermoor für die gesamte Organisation im Vorder- und Hintergrund.