Dritte Auflage des Rettungsleitfadens für die Schifffahrtsbetriebe im Landkreis Rosenheim

05Für alle denkbaren Notfälle auf Schiffen am Chiemsee und am Inn ein umfassendes sowie leicht verständliches Einsatzkonzept. Die kürzlich veröffentlichte dritte Auflage des Rettungsleitfadens für die Schifffahrtsbetriebe im Landkreis Rosenheim ist in ihrer Form bayernweit einzigartig und besitzt Vorbildcharakter.

Bereits im Jahr 2008 schrieb der damalige Feuerwehrausbilder und heutige Kreisbrandmeister Christian Hof (Gefahrgut, Schienenverkehr, Sonderfachgebiet Schifffahrt) Geschichte. Gemeinsam mit der Chiemsee Schifffahrt Ludwig Feßler realisierte er das damals einmalige Projekt „Rettungsleitfaden für die Schifffahrt am Bayerischen Meer“. Es wurde ein Rettungsleitfaden für Schiffe entwickelt, wie es ihn heutzutage in ähnlicher Form im Bereich der Straßenfahrzeuge oder des Schienenverkehrs gibt.

Übergabe des ersten Rettungsleitfadens am Chiemsee im Jahr 2009

In den darauffolgenden Jahren entwickelten dann andere bayerische Schifffahrtsbetriebe eigene, ähnliche Konzepte nach der bewährten Mustervorlage vom Chiemsee. Denn jedes Gewässer und jedes Schiff haben ihre Besonderheiten und lassen sich nicht allgemein eins zu eins übertragen.

Die Chiemsee Schifffahrt und Kreisbrandmeister Hof, der seit einigen Jahren zudem als Brandschutzbeauftragter- und Brandschutzmanager tätig ist, arbeiten seit mittlerweile drei Jahrzehnten sehr eng zusammen. So wird beispielsweise jedes Jahr bei der Chiemsee Schifffahrt eine Sicherheitsschulung von Herrn Michael Feßler durchgeführt. Jedes Besatzungsmitglied eines Schiffes muss die jeweiligen Sicherheitseinrichtungen auf jedem eingesetzten Schiff kennen und jährlich in der Praxis trainieren, um für den Ernstfall wirklich gerüstet zu sein.

Übungsszenario: Umstieg von einem defekten Schiff

Eine Notbrücke für die Schifffahrt

Viele Erfahrungswerte aus den letzten Jahrzehnten, neue Erkenntnisse und nicht zuletzt der technische Wandel sowie Veränderungen bei den Umwelteinflüssen oder auch der politischen Weltlage führten nun dazu, nach einer Teil-Neuauflage 2015 eine komplette Überarbeitung der Rettungsleitfäden zu realisieren. Ausgestattet mit zwei Jahrzehnten beruflicher Erfahrung in der Schifffahrt und mehr als 30 Jahren im aktiven Feuerwehrdienst stellte sich Christian Hof erneut dieser thematischen Herausforderung. Ein ehrenamtlicher Zeitaufwand von rund 700 Stunden war letztlich notwendig, um einmal mehr ein einmaliges Projekt für die Sicherheit auf dem Wasser umzusetzen.

Alle Schifffahrtsbetreiber*innen stellten ihre Daten sowie Bilder zur Verfügung und viele Mitarbeitende aus dem Schifffahrtsbereich unterstützen dieses Gemeinschaftswerk ebenfalls ehrenamtlich auf eine einzigartige Weise. Gleichzeitig sicherten sie – was nicht selbstverständlich ist – auch bereits ihre weitere Unterstützung für die Zukunft zu.

Von links: Kreisbrandmeister Christian Hof übergibt den neuen Rettungsleitfaden an Michael Feßler 

Für alle erdenkbaren Einsatzszenarien an jedem Schiffstyp sämtlichen Rettungs- und Sicherheitsorganisationen (etwa Polizei, Bundespolizei, Zoll, Spezialeinheiten der Polizei, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Rettungsdienst, Wasserwacht, Deutsche Lebensrettungsgesellschaft, Bergwacht oder Katastrophenschutz) eine umfassende und zugleich leicht verständliche Hilfestellung geben. Dieses Ziel konnte mit Hilfe einer klaren, einheitlichen Sprache und anschaulichem Bildmaterial erreicht werden. Es ist seitens der beruflichen und ehrenamtlichen Rettungskräfte kein Fachwissen erforderlich.

Verschiedene Schiffstypen wie Personenschiffe, Güterschiffe, Lastenfähren, Mähschiffe, Flussschiffe und Sonderschiffe sind nun erstmals in einem Sammelwerk hinterlegt. Darüber hinaus enthält dieses Themenblöcke wie Technische Daten, Ansichten des Schiffes, Rettungsmittel, Ankern, Lenz- und Feuerlöschbetrieb, Schnittzeichnungen und Erreichbarkeitslisten.

Diese Daten wiederum sind für den Notfall in den zuständigen Integrierten Leitstellen sowie in den Unterstützungsgruppen der örtlichen Einsatzleitungen und bei den jeweiligen Schifffahrtsunternehmen hinterlegt.

Von links: Auch Kreisbrandrat Richard Schrank nimmt den neuen Rettungsleitfaden von Christian Hof entgegen.

Die Version der Zukunft besteht laut Christian Hof in der Möglichkeit, die digitalen Daten über eine Homepage für alle Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) mit einem Zugangscode zugänglich zu machen. Somit könne die Datenbank leichter gepflegt und ergänzt werden.

Bereits in Vorbereitung sind zusammen mit Schifffahrtsbetrieben und Verwaltungsbehörden jetzt größere Übungen, um den Einsatzkräften realistische Praxistests zu ermöglichen.

Erste Übung auf dem Chiemsee im Jahr 1995

Zweite Großübung auf dem Chiemsee im Jahr 2006