Nach einer längeren Trockenphase fand Anfang März 2025 auf dem Chiemsee eine ganz besondere Übung der heimischen Feuerwehren im Zusammenspiel mit den dortigen Lastenfähren statt.
Das „Bayerische Meer“ ist in vieler Weise einzigartig und weit über die Grenzen des Freistaats hinaus bekannt. Dabei spielen die Chiemsee-Inseln eine tragende Rolle. Insbesondere für den Brand- und Katastrophenschutz, den Rettungsdienst und die zuständigen Kommunen ist dies eine ständige Herausforderung.
Der Wasserstand (Pegel) des Chiemsees wird immer häufiger zum Problemfall. Im Bereich erhöhter Pegelstände und extremer Hochwasser-Pegel haben die verschiedenen Blaulichtorganisationen über viele Jahrzehnte hinweg wertvolle Erfahrungen sammeln können. Es folgten viele organisatorische sowie bauliche Maßnahmen, die sich bis heute bewährt haben.
Jahrelang gab es auch immer wieder einmal „kleine“ Phasen niedriger Wasserstände, die kaum Probleme bereiteten. Aber in den letzten Jahren haben sich die natürlichen Ereignisse erheblich verändert – vermutlich auch durch Einflüsse von Menschenhand.
Die Folgen sind immer längere Trockenzeiten beziehungsweise niedrige Wasserstände. Solche Pegelwerte bereiten teilweise nicht nur dem täglichen Lieferverkehr, sondern auch den Einsatzkonzepten des Brand- und Katastrophenschutzes Probleme.
Anfang März 2025 war wieder ein sehr niedriger Wasserstand vorhanden und Kreisbrandmeister Christian Hof konnte kurzfristig innerhalb weniger Tage mit allen zuständigen Personen, Ämtern und einigen ausgewählten Feuerwehren aus dem Landkreis Rosenheim eine Beladeübung bei Niedrigwasser (erstmals in der Geschichte) organisieren.
Dieses Mal wurden bewusst nicht die Feuerwehren laut Alarmplan eingeladen, sondern verschiedene Grundfahrzeuge (Gesamtmasse), welche das breite Spektrum an unterschiedlichen Feuerwehrfahrzeugen im Landkreis widerspiegelten. Bei solch einer besonderen Übung möchte verständlicher Weise jeder und jede Organisation mit dabei sein. Leider ist dies wegen vielen Aspekten, etwa der Gebietsabsicherungen, nicht möglich. Deshalb möchte sich der Organisator bei allen nicht beteiligten Personen, Ämtern und Feuerwehren für ihr Verständnis bedanken.
Teilnehmende Grundfahrzeuge:
Feuerwehr Prien (Rüstwagen, Drehleiter)
Feuerwehr Bernau (Versorgungs-Lkw)
Feuerwehr Hemhof (MLF)
Feuerwehr Gstadt (LF 8/6)
Feuerwehr Breitbrunn (LF 10/6)
Feuerwehr Greimharting (LF 10)
Feuerwehr Feldkirchen-Westerham (WLF mit AB-Wasser)
Zusätzlich begleitete die Feuerwehr Prien mit ihrem Einsatzboot das Geschehen. Der Übungsablauf wurde dabei so gestaltet, als wäre es ein echter Einsatzablauf.
Im Bereitstellungsraum werden im Ernstfall die Einsatzfahrzeuge einsatztaktisch pro Fährfahrt von der Abschnittsleitung zusammengestellt und dabei sind die Daten von Gesamtmasse sowie Fahrzeuglänge für die Fährfahrenden von großer Wichtigkeit. Bewährt haben sich die Angaben der Gesamtmasse (Tonnen) an den Frontscheiben der Einsatzfahrzeuge. Einige Besatzungen haben schnell gehandelt und eigene Schilder angefertigt und angebracht.
Die Einsatzfahrzeuge werden dann einzeln über Funk auf die Lastenfähre gerufen und nur vom Fährpersonal eingewiesen. Das korrekte Beladen nach Gewichtsverteilung obliegt ausschließlich den Fährfahrenden und richtet sich auch nach der aktuellen örtlichen Wetterlage.
Die Maschinist*innen konnten mehrfach ihr fahrerisches Können unter Beweis stellen. Ruckartiges Anfahren oder starkes Bremsen auf einer Lastenfähre sind eine große Gefahr für den Fährbetrieb. Dazu gehören auch das Auf- und Abfahren an den Lastenfährrampen. Durch falsche Fahrmanöver kann etwa die Lastenfähre von der Fährrampe weggedrückt werden. Das Zusammenspiel der Fährfahrenden mit den jeweiligen Maschinist*innen ist somit ein ganz elementarer Punkt für den reibungslosen Ablauf.
Aufmerksam beobachtet wurde die Großübung vom Verwaltungsleiter der Schloss- und Gartenverwaltung Herrenchiemsee, Konstantin Buchner, Kommandant Stefan Neuer (Frauenchiemsee), weiteren Kommandanten und Führungskräften der Feuerwehren, Kreisbrandrat Richard Schrank und verschiedenen Führungspersonen der Kreisbrandinspektion Rosenheim. Bürgermeister Armin Krämmer musste leider kurzfristig absagen.
Wichtig waren die Fachgespräche der Fährfahrenden mit den Führungspersonen der Feuerwehren an Ort und Stelle – beispielsweise, warum manche Maßnahmen nicht möglich sind oder sich im Einzelfall anders gestalten als sonst üblich. Alle vier Fähranlegestellen wurden mit beiden Fähren angefahren und verschiedene Beladekonzepte getestet. Dabei konnten wertvolle Erfahrungen gemacht werden und einige Punkte müssen nun zeitnah von den verschiedenen Ämtern angepasst werden.
Bewusst wurde allen Teilnehmenden, dass die speziellen Wetterverhältnisse wie Nebel, Wind, Starkregen oder Schneefall einen erheblichen Zeitverlust mit sich bringen und die Fähren dann je nach Situation nicht immer gleich beladen werden können. Zudem müssen die unterschiedlichen Ablegestellen sowie die Aufstellflächen der BOS-Fahrzeuge in den Einsatzkonzepten angepasst werden.
Die vielen Generationen und Führungswechsel in den BOS-Organisationen sowie bei den Fährfahrenden sind nicht zu unterschätzen, da einiges Fachwissen verlorengegangen ist. So zeigte diese Übung, wie wichtig der persönliche Austausch untereinander ist. Alle Beteiligten vertrauten sich innerhalb kürzester Zeit und es konnten verschiedene Situationen getestet werden, die im Vorfeld noch als unmöglich erschienen.
Genau dies zeichnet immer wieder das einzigartige Zusammengehörigkeitsgefühl in den BOS-Organisationen untereinander und gegenüber Dritten aus.