Übung: Undichter Kesselwagen im Bahnhof-Gleisbereich

Diese Ausgangslage nahmen verschiedene BOS-Organisationen (z.B. Feuerwehr, THW, Gefahrgutzug, Polizei, usw.) als ein mögliches Einsatzszenario zum Anlass, eine ganz seltene Übungsmöglichkeit der Deutschen Bahn AG zu nutzen. Diese hält einen sogenannten Gefahrgut-Kesselwagenübungszug für die ganze Bundesrepublik zum Üben für die BOS-Organisationen bereit. Im Durchschnitt wird dieser Zug alle acht bis zehn Jahre für einige Tage dem Landkreis Rosenheim zur Verfügung gestellt. In den 1970er, 1980er und 1990er Jahren konnte dieser Zug an verschiedenen Standorten im Landkreis genutzt werden.

Seit der Gründung der Bahnschulungen vor gut zwei Jahrzehnten im Landkreis Rosenheim (Bahnausbilder Feuerwehr mit den Notfallmanagern der DB AG) gelang es, diesen Spezialzug zusätzlich (2000, 2010, 2016 und 2018) für den Landkreis zu gewinnen. Dies ist den Notfallmanagern Fischer, Kölnberger, Sachmann und KBM Gefahrgut/Schienenverkehr Hof zu verdanken. Sie versuchten zudem alle Bahnthemen und Wünsche der Landkreisfeuerwehren umzusetzen. Durch die Ausdauer und die besondere Motivation sowie durch persönliche Überzeugung gelingt es immer wieder besondere Projekte „mit Herzblut“ umzusetzen.

Um einige zu nennen: Aufzug-DB Schlüssel, DB-Schlüsselsatz, Einsatzmerkblätter, DVD für die BOS-Organisationen des Landkreises, Übersteighilfen, Aufstellung von vier Bahnfeuerwehren inklusive Bahnrettungsplattformen sowie zwei Bahnfeuerwehren mit Erdungsstangen, Datenübermittlung der DB-Einsatzzentrale zu den Leitstellen Bayern, Zufahrtskennzeichnungen und weitere Verbesserungen in den Zu- und Wegekarten sowie bei den elektronischen Daten für Einsatzleitprogramme. Diese Projekte werden nicht nur für den Landkreis Rosenheim und die Region, sondern bayern- und bundesweit angeregt und umgesetzt.

Oben gennannte Personen sind für ihre Ideen, Ausarbeitungen und Umsetzungen weit über Bayern hinaus bekannt und geschätzt. Die Veränderungen müssen und können oft nur bundesweit stattfinden. Deshalb benötigt dies einen längeren Zeitrahmen, wie beispielsweise bei der Aufnahme privater Schienenfahrzeuge in die Rettungsleitfäden der DB AG (z.B. Meridian-Züge).

Dies gelingt dem Bahnausbilderteam in einer besonderen Art und Weise. Es könnte fast ein familiäres Verhältnis genannt werden, obwohl derzeit viele Ansprechpersonen der verschiedenen Bahnbetriebe altersbedingt ausgeschieden sind und die Nachfolger deren Aufgabe übernehmen. Die neuen Ansprechpersonen gehen mit dem Bahnausbilderteam ähnliche, aber neue Wege. Das neue gute Verhältnis wird weiterhin gepflegt und aufgebaut, damit noch viele Vorhaben gemeinsam durchgeführt werden können.

Drei Tage lang konnten jeweils am Nachmittag und Abend insgesamt 161 Teilnehmer aus den verschiedenen BOS-Einheiten des Landkreises Rosenheim in ihrer Freizeit an dieser Sonderschulung teilnehmen. Das gute Verhältnis zu den angrenzenden Feuerwehren aus den Landkreisen Miesbach, Traunstein und der Stadt Rosenheim wird nicht nur bei den Einsätzen bestätigt, sondern auch bei den landkreisübergreifenden Gemeinschaftsausbildungen und Übungen.

Aus diesem Grund lud der Landkreis Rosenheim (KBM Hof) die verschiedenen Feuerwehren ein, die mit ihren eigenen Gefahrgut- und Bahneinheiten und über 52 Teilnehmern aus den Landkreisen Traunstein und Miesbach der Einladung folgten. Die bekannten Bahnausbilder aus unserem Landkreis waren an jeder Ausbildungseinheit vor Ort und konnten wertvolle Informationen zusätzlich zu dem Gefahrgutausbildungsteam der DB AG vermitteln.

Der Spezialzug besteht aus drei Wagen. Einem Schulungswagen, einem Kesselwagen zum Besichtigen (Innen-Anschlüsse, Außen-Anschlüsse, Dach-Anschlüsse) und einem Leckage-Kesselwagen mit verschiedenen undichten Stellen. Das Schulungsprogramm (Theorie eine Stunde, Besichtigung eine Stunde und praktische Übung bis zu eineinhalb Stunden) fand am Bahnhof Rosenheim statt.

Die Schwerpunkte bei der praktischen Übung (Einsatzübung, Stationsübung, Geräte-Test, usw.) konnte jede Feuerwehreinheit selbst bestimmen. Die möglichen Leckagen waren teilweise mit einfachsten aber auch mit Spezialgeräten und einem Spezialwissen abzudichten. Je nach Annahme des Produktes mussten die Leckagen mit Schutzkleidungen der Form I, Form II, Form III mit oder ohne Atemschutz abgedichtet werden.

Das Problem der Kesselwagen liegt an deren Vielfalt beziehungsweise den unterschiedlichen Bauweisen und den Besonderheiten der jeweiligen Herstellerfirma oder des Kesselwagenbetreibers. Im Ernstfall wird nicht nur das Fachwissen der Landkreisfeuerwehren benötigt, sondern zusätzlich auch von den TUIS-Einheiten, OMV-Einheiten Burghausen, Linde, etc. und den Spezialisten der Deutschen Bahn AG. Gemeinsam wurden schon einige Einsätze dieser Art in den letzten Jahrzehnten gemeistert. Mit dieser Ausbildung und dem neuesten Stand der Technik kann optimale, fachliche, professionelle und schnelle Hilfe geleistet werden.

Die Bahnausbilder des Kesselzuges waren vom großen Interesse der einzelnen Teilnehmer überwältigt. Die Betreuung durch unsere Landkreisausbilder vor Ort bei den verschiedenen Veranstaltungen war für sie auch eine Besonderheit. Erstaunt war das Team, dass alle Lehrgangsplätze wirklich belegt oder sogar überbelegt waren. Diese Erfahrung ist für sie einzigartig gewesen und sie waren mehr als begeistert, wie das in Bayern und ganz besonders hier im Landkreis Rosenheim durchgeführt wird. Aus diesem Grund könnte es gut sein, dass wir diesen Spezialzug in ein paar Jahren wieder bekommen könnten. Wir, das Ausbilderteam, würden uns freuen, wenn ihr dann alle wieder so zahlreich teilnehmt!