Einsatzbericht zum Brand am Heuberg

Am Freitag, den 23. Juni 2017, bemerkte eine aufmerksame Wanderin gegen 8.15 Uhr ein nicht ordnungsgemäß abgelöschtes Feuer auf Höhe der Bichler Hütte im Gemeindebereich Nußdorf am Inn. Dieses Feuer breitete sich bereits auf die Vegetation aus und hatte dadurch eine Ausdehnung auf etwa 400 Quadratmeter erreicht.

Durch die Namensähnlichkeit, Bichler Alm beziehungsweise Bichler Hütte, wurde durch die Integrierte Leistelle (ILS) Rosenheim der Erstalarm für die Bichler Alm, Gemeinde Oberaudorf, alarmiert. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass sich der Brand bei der Bichler Hütte in der Gemeinde Nußdorf am Inn befand. Aus diesem Grund wurden die Kräfte schließlich gemäß Einsatzstichwort „B 3“ für die Bichler Hütte alarmiert. Die Einsatzstelle befand sich auf rund 1.100 Metern Höhe an der Südwestseite des Heubergs, welche sich wiederum als sehr felsiges und steiles Gelände darstellte. Als Bereitstellungsraum für alle Einsatzkräfte wurde durch Kreisbrandinspektor Hans Huber der Sportplatz am Ortsende von Nußdorf bestimmt. Bei Eintreffen am Bereitstellungsraum konnte man augenscheinlich die Brandstelle sehen, von welcher aufsteigender Rauch bereits vom Tal aus beobachtet werden konnte.

Aufgrund dieser Tatsache und da die Einsatzstelle schwer zu erreichen sowie kein Löschwasser in der Nähe der Bichler Hütte vorhanden war, wurden durch Hans Huber die Hubschrauberaußenlastbehälter des Landkreises Rosenheim sowie ein Hubschrauber der Polizei über die ILS angefordert. Um das genaue Ausmaß besser einschätzen zu können, wurden mehrere Trupps, bestehend aus Feuerwehrkräften und der Bergwacht, in das Einsatzgebiet entsandt. Nur mittels eines Fußmarsches von etwa 40 Minuten gelangten diese zur Brandstelle. Bei diesem Marsch musste eine Feuerwehreinsatzkraft medizinisch durch die Bergwacht betreut werden, da ihr Kreislauf überlastet war. Als die Einsatzkräfte an der Bichler Hütte eintrafen, bestätigten sich die Ausdehnung des Brandes und, wie bereits erwähnt, das nicht vorhandene Löschwasser. Der zwischenzeitlich eingetroffene Polizeihubschrauber Edelweiß 6 machte beim Anflug bereits einen Überflug über das Gelände, um sich ein Bild von der Einsatzstelle zu machen. Die Feuerwehrflughelfer des Landkreises Rosenheim bereiteten im Vorfeld den Landeplatz und die Löschwasserversorgung für die Außenlastbehälter vor. Nach dem Briefing mit der Besatzung der Edelweiß-Maschine wurde das weitere Vorgehen festgelegt.

Folgende Abschnitte wurden eingeteilt:

  • 1. Abschnitt: Brandbekämpfung und Erkundung im Berg (Kräfte der FF Nußdorf und Bergwacht Brannenburg)
  • 2. Abschnitt: Einrichten eines Landeplatzes für den Hubschrauber mit Sicherheitsabstellung Brandschutz (Kräfte der FF Nußdorf, FF Roßholzen und der Flughelfergruppe Landkreis Rosenheim)
  • 3. Abschnitt: Rettungsdienstliche Absicherung der Einsatzkräfte
  • 4. Abschnitt: Betankung für den Polizeihubschrauber (Kräfte der Bergwacht Brannenburg mit Tankanhänger)

Die Besatzung der Edelweiß 6 sprach sich für den Löschwassertransport mittels sogenanntem „Bambi Bucket“ aus und für die Entnahme des Löschwassers wurde der „Pioniersee“ in der Nähe festgelegt. Auf eine Sicherheitsabstellung durch die Wasserwacht am „Pioniersee“ wurde verzichtet. Die Polizeimaschine begann gegen 10.30 Uhr mit den Löschwasserabwürfen mittels „Bambi Bucket“. Es wurden insgesamt sechs Abwürfe durch den Polizeihubschrauber durchgeführt. Der aufkommende Wind erschwerte die Abwürfe und entfachte das Feuer immer weiter. Bei der darauffolgenden Besprechung stellte sich heraus, dass das Feuer nur von Hand und von den Einsatzkräften vor Ort effektiv gelöscht werden konnte. Der Transport des Waldbrandpaketes wurde daraufhin angeordnet, wobei keine Möglichkeit des Transports mittels eines Lastennetzes möglich war, da dieses nicht an der Einsatzstelle vorhanden war.

Durch das Entgegenkommen der Hubschrauberbesatzung, den Transport durch die nicht zertifizierte Kunststoffbox durchzuführen, gelang es dennoch, den Einsatzkräften am Berg das benötigte Material zur Verfügung zustellen. So galt es nun, die vorhandenen „Buggelspritzen“ mit Löschwasser und Netzmittel zu füllen sowie die Wärmebildkamera und das weitere Material dann in der Transportbox sicher zu verstauen. Nachdem dieses Material am Berg ankam, begannen die Kräfte sogleich damit, die Glutnester sicher zu löschen. Eine Sicherung der Einsatzkräfte gegen Absturz wurde durch die Bergwacht gewährleistet. Auf Anforderung der Einsatzkräfte vor Ort wurde der Löschwassertransport durch den Polizeihubschrauber wieder aufgenommen.

Hierbei konnte der Behälter am Boden per Schlauch mit Löschwasser befüllt und mit Netzmittel entspannt werden, um mehr Löschwirkung zu erzielen. Diese Maßnahme zeigte dann schnell Wirkung und der Abwurf wurde durch die Kräfte am Brandherd nochmals zielgerichteter koordiniert. Zu diesem Zeitpunkt frischte der Wind erneut auf. Nach weiteren sechs Abwürfen durch den Polizeihubschrauber mussten diese Versuche eingestellt werden. Der Wind machte einen sicheren Flugverkehr nicht mehr möglich, sodass sich die Besatzung der Edelweiß-Maschine für einen Abbruch entschied. Durch die Truppe am Einsatzort konnte dann gegen 17.00 Uhr „Feuer aus“ gemeldet werden. Da es der Wind nicht mehr erlaubte, verblieb die Transportbox am Berg und wurde schließlich am nächsten Tag per Hubschrauber wieder ins Tal verbracht. Vom Technikteam der Bergwacht Hausham konnten dann am späteren Abend noch Bilder der Einsatzstelle mittels Drohne erstellt werden.

Fazit:

Nur durch die Aufmerksamkeit der Wanderin und das zügige Eingreifen der Einsatzkräfte konnte so ein weitaus größerer Bergwaldbrand verhindert und gelöscht werden. Das Zusammenspiel der eingesetzten Kräfte von Feuerwehr, Bergwacht und des Polizeihubschraubers klappte hervorragend. Zuletzt ist zu erwähnen, dass es sich um den ersten Einsatz der Feuerwehrflughelfer des Landkreises Rosenheim handelte.

Eingesetzte Kräfte:

  • Polizeiinspektion Brannenburg
  • Polizeihubschrauberstaffel mit Edelweiß 6 (Hr. PHK Benjamin Mayer, Pilot, und Hr. PHK Robert Streitenberger, Flugtechniker)
  • FF Nußdorf am Inn
  • FF Degerndorf
  • FF Grainbach
  • FF Roßholzen mit Außenlastbehälter und Waldbrandpaket
  • Bergwacht Brannenburg
  • Bergwacht Hausham, Technikteam
  • Bergwacht Murnau
  • Einsatzleiter Bergwacht Brannenburg
  • Kreisbrandinspektor Hans Huber (Land 4)
  • Kreisbrandmeister Manfred Gierlinger (Land 3/3)