Gleisbaustelle wurde Schauplatz für Gemeinschaftsübung von Feuerwehr und Polizei im Inntal

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In den vergangenen Wochen war der komplette Schienenverkehr zwischen Rosenheim und Kufstein zeitweise für Baumaßnahmen gesperrt. Das Notfallmanagement Rosenheim der Deutschen Bahn mit Notfallmanager Stefan Ernsdorfer und Kreisbrandmeister Gefahrgut/Schienenverkehr Christian Hof nutzten diese einmalige Gelegenheit, um zwei Hauptfahrgleise für eine realistische Gemeinschaftsübung zu organisieren.

Dies war für sie eine extreme Herausforderung, da die sogenannten freien Zeitfenster, in denen kein Baustellen- beziehungsweise Schienenverkehr herrschte, sehr gering und kurz waren.

Bekannt für realistische, anspruchsvolle sowie praxisnahe Spezialübungen hatten sie ein Szenario im Gemeindegebiet Raubling im Bereich der Lärmschutzwände ausgesucht. Sie wurden von der Kreisbrandinspektion Rosenheim (Land 4, Martin Gruber, und Land 4/1, Franz Aichinger), der Bundespolizei, verschiedenen Bahn-Abteilungen, Kom-Rail, BRB, Notdienst BRB, Notdienst Fernverkehr, Notfallmanagement Rosenheim, verschiedenen Notfallmanagern der DB und den Landreisausbildern für Schienenverkehr unterstützt.

Um die Übungslage realistisch darstellen zu können, nahmen insgesamt 34 Mitglieder der Feuerwehren Bad Endorf, Degerndorf, Hittenkirchen, Neubeuern, Nicklheim, Pfraundorf, Raubling und Rohrdorf als Verletztendarsteller teil.

Dabei wurden sie von der Bayerischen Regiobahn (vertreten durch David Dietl) kostenlos mit einem Dieselzug unterstützt. Dieser Zug fährt in der Regel in den Nachbarlandkreisen, aber auch auf den Hauptstrecken des Landkreises Rosenheim. Die Firma Kom-Rail (Michael Kommer) stellte zusätzlich kostenlos ein Baufahrzeug (Zwei-Schienen-Baggerfahrzeug) zur Verfügung.

Das Übungsteam nahm Rücksicht auf verschiedene Termine der Feuerwehren, der Kommunen im Umfeld sowie die großflächigen Umleitungsstrecken der Bahn-Unterführungsbaustelle in Raubling und deren Anwohner.

Aus diesen Gründen wurde keine große Alarmübung laut BOS-Alarmplan angesetzt, sondern unter dem Motto „Klein aber fein“ eine Fortbildungs-Übung durchgeführt. Dabei galt es, den örtlichen Verkehr mit der Umleitungsstrecke (Baustelle an der Eisenbahnunterführung) und die Anwohner nicht zusätzlich zu belasten. Viele weitere spezielle Punkte wurden vom Übungsleiterteam berücksichtig, welche die Organisation beziehungsweise Durchführung dieser Übung erschwerten.

Gegen 19.20 Uhr wurden die örtlichen Feuerwehren (Raubling und Pfraundorf) mit der Bahn-Einheit (Degerndorf) über Funk zeitversetzt alarmiert. Die Einsatzkräfte rückten ohne Sondersignal an. Übungslage: „Bahnunfall – Bundespolizei vor Ort, benötigt Unterstützung. Baustellenunfall mit Schienenfahrzeug – Rauchentwicklung – Höhe Bahn-Kilometer 7,3.“

Für den ersteintreffenden Einsatzleiter war der erste Schwerpunkt, die Örtlichkeit und Zugänglichkeit zu definieren. Zusätzlich musste abgesprochen werden, ob die Situation eine reine Polizei-Lage oder eine Feuerwehr-Lage oder eine gemischte Einsatzlage darstellte.

Hier wird in Fachkreisen der BOS-Einheiten von einer sogenannten „Ampel beziehungsweise Ampelfarbe“ gesprochen. Dies ist für die Absicherung der Einsatzkräfte von enorm großer Bedeutung. In der Zwischenzeit hatte die Bundespolizei mit drei Beamten einen „Randalierer“ festgenommen und die Einsatzstelle gesichert.

Die anrückenden Einsatzkräfte wurden in einen Bereitstellungsraum eingewiesen. Nach Erhalt der Gleissperrung sowie der Freigabe der Einsatzstelle von der Bundespolizei konnten die Feuerwehren zu den verschiedenen Zugänglichkeiten der Bahnstrecke entsendet werden. Mit Spezialschlüsseln wurden die Zugänge zum Bahngleis geöffnet. Es bot sich dabei ein umfangreiches Übungsgeschehen. Ein Triebfahrzeug mit Fahrgästen war gegen einen Schienenbagger gefahren. Dieser wiederum stand in Flammen und zwei verletzte Bahnmitarbeiter im Fahrzeug mussten gerettet werden.

Im Zuginneren waren die 34 betroffenen und verletzten Personen mit unterschiedlichsten Verletzungen verteilt in den zwei Triebwagenabteilungen.

Die Zugänge über die Lärmschutzwände sowie über die einige Hundert Meter langen Anmarschwege im Gleisbereich stellten eine große Herausforderung dar. Dabei leisteten die Rettungsplattformen der Bahn-Einheiten sowie weitere spezielle Bahnausrüstungen wie etwa Evakuierungsstege wertvolle Dienste.

Alle Zuginsassen konnten patientengerecht versorgt, gerettet sowie betreut werden und am fiktiv eingerichteten Verletztensammelplatz dem Rettungsdienst übergeben werden. Erfahrene Führungskräfte von der DB, BRB und den BOS-Einheiten waren begeistert, mit welchem Eifer die Verletztendarsteller in ihren Rollen mitwirkten. Sämtliche Führungskräfte und insbesondere die Einsatzkräfte arbeiteten die vielen Spezialaufgaben Hand in Hand ab.

Die Übungsleitstelle (Kreisbrandinspektor Gruber) zeigte sich sehr zufrieden mit den Rückmeldungen, Anforderungen und Nachforderungen. Zeitweise war für einige Einsatzkräfte und für die Beobachter kaum noch zu unterscheiden, ob es sich nun um einen Ernstfall oder eine Übung handelte. Einige Situationen spiegelten die Wirklichkeit wider oder erinnerten an ehemalige Einsätze. Zum Übungsabschluss gab es zunächst eine kurze gemeinsame Besprechung, ehe noch eine spontane Überraschung folgte.

Alle Teilnehmer (Einsatzkräfte wie Verletztendarsteller) konnten unter der Führung der BRB (Lokführer BRB, Notdienst BRB, Notfallmanager DB) den Zug besichtigen und die besonderen Details wie beispielsweise Eindringmöglichkeiten oder Gefahren vor Ort besichtigen und viele praktische Tipps mitnehmen.

Das Vorbereitungsteam bedankte sich bei allen Mitwirkenden vor und hinter den Kulissen, die diese Übung ermöglicht, und bei allen Teilnehmern, die aktiv mitgewirkt hatten, für ihren hervorragenden Einsatz.