Chiemsee-Lastenfähren jetzt auch über BOS-Funkkommunikation erreichbar

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Der Chiemsee ist in vieler Weise einzigartig in Bayern. Aus Sicht des Brand- und Katastrophenschutzes sind der See sowie die drei Inseln eine große Herausforderung. Viele Einsatzarten sind denkbar und einige sogar alltäglich.

Eine bayernweite Besonderheit sind die Lastenfähren „Frauenwörth II“ für die Fraueninsel und „Herrenwörth“ für die Herreninsel, die jeweils für verschiedene Notfälle eingesetzt werden können.

Beide Lastenfähren dienen nicht nur zur Grundversorgung beider Inseln, sondern stellen auch insbesondere den elementaren Rückhalt für die Grundversorgung in den Bereichen Rettungsdienst sowie Brand- und Katastrophenschutz dar.

Sie transportieren die verschiedenen Einsatzfahrzeuge je nach Einsatzmeldung gemeinsam im Pendelverkehr zu den Inseln und können ebenfalls bei anderen Gewässereinsätzen sehr hilfreich sein. Dafür halten beide Inseln an 365 Tagen im Jahr einen 24-Stunden-Lastenfähren-Bereitschaftsdienst vor.

Die Lastenfähren sind für weitere Sonderaufgaben zuständig. Darunter fallen zum Beispiel Krankentransporte, Hilfe bei Brandeinsätzen, Technische Hilfeleistungen und Rettungsmaßnahmen bei der Personenschifffahrt, Hochwassereinsätze, Öleinsätze, Unterstützung bei der Bergung von untergegangenen Schiffen, Verlegung von Strom- und Wasserleitungen, Chiemsee-Ringkanal, Gemeinschaftsübungen mit den unterschiedlichen BOS-Einheiten und vieles mehr.

Die größten und bekanntesten Chiemsee-Übungen („Schiffunfall mit einem Fahrgastschiff“) mit den beiden Lastenfähren waren 1995 und 2006. In den folgenden Jahren wurden immer wieder kleinere Übungen und Beladeübungen mit den Lastenfähren durchgeführt.

Aus diesen umfassenden Erfahrungen heraus wurden immer wieder verschiedene Verbesserungen vorgenommen. Von den 1980er Jahren bis zum heutigen Tag kann Kreisbrandmeister Christian Hof, der unter anderem 18 Jahre bei der Chiemsee-Schifffahrt gearbeitet hat, mit viel praktischem Fachwissen die BOS-Einheiten unterstützen. Darunter fallen auch die eigens entwickelten „Rettungsleitfäden für Güter- und Fahrgastschiffe auf dem Chiemsee“, die erstmals 1995 ausgehändigt wurden. In den folgenden Jahren sind diese mehrfach überarbeitet worden und die aktuellste Ausgabe stammt aus dem Jahr 2023.

Darin sind auch viele Sonderschiffe am Chiemsee, wie etwa die Lastenfähren, hinterlegt. In wenigen Minuten können sich die Einsatzleiter*innen verschiedene Informationen über das betroffene Schiff einholen und entsprechende Maßnahmen einleiten.

Zusätzlich wurden für die Lastenfähren ein Beladungskonzept und ein Nachschlagewerk über die verschiedenen Einsatzfahrzeuge der BOS-Einheiten entwickelt, damit eine Vereinfachung der Beladungsgrenzen (Gewicht, Größe) schnell und einfach ermittelt werden kann.

Ein besonderes Anliegen war die Erreichbarkeit beider Lastenfähren auf dem Chiemsee. Zahlreiche bürokratische Hürden mussten über viele Jahre genommen werden, um die beiden Lastenfähren mit einem analogen und einem digitalen Funkgerät auszustatten.

Im digitalen Funknetz der BOS-Einheiten sind beide Lastenfähren der Feuerwehr (Landkreis Rosenheim) zugeordnet und führen folgenden Funkrufnamen:

  • Lastenfähre Frauenchiemsee – Florian Frauenchiemsee 99/10
  • Lastenfähre Herrenchiemsee – Florian Prien 99/10

Sämtliche Fährfahrer*innen (Feuerwehr) mussten eine gesonderte Schulung durchlaufen. Zusätzlich sind die Lastenfähren mit einer Handy-App-Alarmierung ausgestattet worden, wodurch eine doppelte Alarmabsicherung gegeben ist. Somit sind die beiden Lastenfähren nicht nur über verschiedene Wege alarmierbar, sondern sie sind für alle BOS-Einsatzkräfte über verschiedene Kommunikationswege ständig erreichbar. Dies erleichtert die Einsatzmaßnahmen erheblich.

Zusätzlich konnte auch ein sogenanntes Rettungsnetz für die Bugklappen der Lastenfähren hinterlegt werden. Mit diesem Rettungsnetz können sich Personen im Wasser an der abgesenkten Bugklappe der Lastenfähre festhalten oder selbstständig, wenn möglich, aus dem Wasser ziehen. Für die Retter*innen ist dieses Netz eine weitere Unterstützung zur Eigensicherung und zugleich Unterstützung beim Herausziehen von Personen aus dem Wasser.

Im Frühjahr 2025 werden beide Lastenfähren nun noch mit einer Funkfernbedienung ausgerüstet und können somit an allen Fähranlegestellen das entsprechende Nebellicht einschalten. Dies ist notwendig, damit eine sichere Fährverbindung bei Nebel möglich ist. Mit diesen Maßnahmen wurden bis dato viele Verbesserungen vorgenommen, um optimal für den Einsatzdienst vorbereitet zu sein.

Die BOS-Verwaltungen, die Verwaltungsgemeinschaft Breitbrunn am Chiemsee, die Landratsämter Rosenheim und Traunstein, die Schloss- und Gartenverwaltung Herrenchiemsee, etc. bewegen gemeinsam vieles, um die Sicherheit auf den Inseln und auf dem Chiemsee zu gewährleisten.

Ein weiteres zentrales Thema, welches die oben genannten Verwaltungen in den nächsten Jahren beschäftigen wird, ist die Wetterlage bei Niedrig- und Hochwasser bei den Fährrampen auf dem Festland und auf den Inseln. Diesem bekannten Problem haben sie sich angenommen und es wurden vorab bereits einige Gespräche geführt.

Die Lastenfähren sind bei Hoch- und Niedrigwasser meist nicht das Problem, sondern die Einsatzfahrzeuge mit ihrer Bodenfreiheit beziehungsweise mit ihrem Neigungswinkel. Am 23. September 2024 wurde ein Chiemsee-Höchststand von 2,00 Metern erreicht. Die Feuerwehr Prien führte verschiedene Testfahrten bei einem Wasserstand von 1,80 Metern durch. Dieser Pegel ist für einige BOS-Fahrzeuge nicht mehr zum Auf und Abfahren der Lastenfähren geeignet.

Beim Hochwasser im Jahr 2013 lag der Chiemsee bei einem Höchststand von 2,80 Metern. Zum Vergleich: Sein Normalstand liegt bei etwa 90 Zentimetern. Deshalb wurden 2013 unter anderem mit dem Technischen Hilfswerk Not-Lastenfährenrampen auf dem Festland (Hafen Prien-Stock) und auf Herrenchiemsee (Kreuzkapelle) errichtet.

Bei Niedrigwasser liegt die Grenze derzeit bei rund 30 bis 40 Zentimetern, je nach Örtlichkeit. In den kommenden Monaten (Niedrigwasser) wird eine Beladeübung mit verschiedenen Einsatzfahrzeugen stattfinden. Mit diesen Ergebnissen können dann schließlich weitere Verbesserungen vorgenommen und die Einsatzpläne angepasst werden.