Im Fachbereich Gefahrgut gewinnt der Bereich „Dekontamination“ bei besonderen Einsätzen immer weiter an Bedeutung. Vor vielen Jahren war es die Vogelgrippe, welche Hilfsorganisationen und Behörden vor neue Herausforderungen stellte. Mit den Jahren kommen nun immer mehr Aufgabenfelder hinzu.
Neben dem Bereich „Tierseuchen“ stellen auch die Einsätze im Bereich „Tierrettung“ die Hilfsorganisationen vor sich ständig ändernde Bedingungen. Zum einen bei der Einzeltierrettung und zum anderen bei Bränden auf tierhaltenden Betrieben, bei welchen sich durch den landwirtschaftlichen Wandel und die unterschiedlichen Bau- und Betriebsstrukturen neue Aufgaben und Probleme ergeben. Erschwerend hinzu kommt, dass immer weniger Personen mit dem richtigen Umgang mit (Groß-)Tieren vertraut sind. Im Landkreis Rosenheim gab es 2023 beispielsweise einen Brand auf einem landwirtschaftlichen Anwesen, bei welchem elf Tiere verbrannten.
Kreisbrandmeister Christian Hof suchte seit Jahren geeignete Personen zur Unterstützung bei solchen Herausforderungen im Bereich Tierrettungen/Tierseuchen. Im letzten Jahr konnte er eine Tierärztin und einen Tierarzt, die bei einer Blaulicht-Organisation, wie beispielsweise der Feuerwehr, tätig sind, finden und für diese Aufgaben gewinnen.
Die Beiden bringen Kenntnisse und Erfahrungen aus den verschiedensten Bereichen mit sich. So war der Tierarzt lange Zeit in der eigenen kurativen Praxis für Klein- und Großtiere tätig, ist seit 2003 auch als amtlicher Tierarzt unterwegs und besitzt zusätzlich einen Jagdschein. Die Tierärztin hat eine Grundausbildung zum Fire&Emergency Vet und befasst sich gerade im Rahmen ihrer Masterarbeit zur Tiergesundheitsmanagerin für Rinder intensiv mit dem Thema „Stallbrände in Milchviehställen“. Außerdem führt sie zusammen mit ihrem Mann einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb. Diese beiden Fachkräfte sind nun über die Integrierte Leitstelle Rosenheim alarmierbar, um in entsprechenden Situationen und Einsätzen beratend und unterstützend zur Seite zu stehen.
Des Weiteren besitzt die Feuerwehr Pullach einen Versorgungs-LKW mit Kran und einem Hebegeschirr für die Großtierrettung. Die enge Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Pullach und der Fachgruppe Tierärzte ist besonders wichtig und wird in der Zukunft auch gesondert beübt.
Wichtig sind nicht nur die einzelnen Fachgruppen, sondern ganz besonders die vielen Hilfskräfte, die vor Ort tätig werden. Eine Herzensangelegenheit unserer beiden Tierärzte ist es, den Helfern*innen das Verständnis zum Tier näher zu bringen. Das Kennenlernen beziehungsweise das Verhalten der Tiere bei unterschiedlichen Einflüssen zu verstehen, damit bei einer Rettung für Mensch und Tier möglichst keine Gefahren und Verletzungsmöglichkeiten entstehen. Zudem erarbeitet die Tierärztin, unter anderem mit der Unterstützung der Kreisbrandinspektion Rosenheim, im Rahmen der oben genannten Masterarbeit eine Taschenkarte für Feuerwehren mit Handlungsempfehlungen bei Bränden in Milchviehställen und einen Leitfaden zur Erstellung von formlosen objektbezogenen Einsatzplänen für landwirtschaftliche Anwesen mit Milchviehhaltung. Letzterer soll Landwirt*innen und Feuerwehren eine Hilfestellung zur Einsatzvorbereitung auf den Betrieben bieten, damit wichtige Informationen, wie beispielsweise Lage, Anfahrt, Löschwasserversorgung, Gegebenheiten, Tiere (Art und Anzahl), Austriebsflächen, Gefahren, etc. bereits vor dem Ernstfall vorliegen.
Vor Kurzem konnte die erste Fortbildungsveranstaltung zum Thema „Brand in der Milchviehhaltung“ abgehalten werden. Wegen des großen Interesses wird im Herbst 2024 ein weiterer Schulungsabend angeboten.
Drei Wochen später stand bei der Feuerwehr Heufeld erstmals das Thema „Grundlagen über die in Deutschland vorkommende Tierseuchen“ auf dem Ausbildungsprogramm. Ein Überblick über die für uns wichtigsten Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können, sich seuchenartig verbreiten und ihre Ursache in Viren, Bakterien und Parasiten haben. Viele praktische Tipps für die BOS-Organisationen im Einsatzfall wurden vermittelt.
Für die Zukunft gibt es viele interessante Themen im Bereich „Tierrettungs-Feuerwehreinsatz“ und die Fachgruppe Tierärzte hat bereits einige Ideen, welche im Laufe der nächsten Jahre als Weiterbildungen und Vorträge angeboten werden. Ziel ist es, mindestens einen Fortbildungsabend pro Jahr zu aktuellen Themen anzubieten sowie praktische Übungen vor Ort. Gerne dürfen sich Feuerwehren und andere Hilfsorganisationen melden, wenn sie einen Wunsch bezüglich der Vortragsthemen oder der Ausbildungen haben.