Spezialtraining “HOKO-Transporte” bei der Berufsfeuerwehr München

Die Berufsfeuerwehr München hat für ganz seltene, besondere Transporte eine Infekt-Transporteinheit und das Krankenhaus München-Schwabing ist als HOKO- Behandlungszentrum eingeplant. „HOKO“ bedeutet „hoch kontagiös“ (Patient/-in mit Infekt der Risikogruppe 4, BioStoffV).

2014/15 war der Begriff „Ebola“ in aller Munde. Hier wurde zum ersten Mal eine Anfrage von den Verwaltungsbehörden sowie den Spezialeinheiten gestartet, wie eine mögliche Unterstützung im Ernstfall aussehen könnte. Wegen der damaligen „akuten“ möglichen Ereignisse (nicht nur Ebola, sondern auch andere Infektionen, beispielsweise aus dem Personenkreis Migranten oder dem Personenkreis „Rückkehrer von humanitären Einsätzen“, verdächtige Personen bei Grenzkontrollen, etc.) wurden durch Unwissenheit falsche Aussagen in den verschiedenen BOS-Personenkreisen getroffen und Gerüchte „aufgeheizt“, die wir mit dieser Veranstaltung beseitigen wollten, indem auf die realistische Praxis eingegangen wurde.

Zur damaligen Zeit hätte eine mögliche Unterstützung beziehungsweise Anforderung durch die HOKO-Transport-Einheit die Feuerwehr Rosenheim auch kurzzeitig für den Landkreis im Rahmen ihrer Möglichkeiten stattfinden können. 2014/2015 war Kreisbrandmeister Christian Hof (Gefahrgut/Schienenverkehr/Schifffahrt) selbst sehr stark in diesem Themenbereich eingebunden mit Theorie- und Praxis Schulungen in den Feuerwehren und den zuständigen Behörden. Dabei konnten viele interessante Punkte aufdeckt und bearbeitet werden. Mit den derzeitigen Gefahrguteinheiten im Landkreis Rosenheim können wir diesen seltenen aber doch möglichen Einsatzbereich seit ca. 2016 sehr gut eigenständig bewältigen.

Das Krankenhaus München-Schwabing hat eine Spezialabteilung für Patienten mit radioaktiven Unfällen sowie für Patienten, die der Infekt- beziehungsweise der Risikogruppe 4 angehören. Von diesen speziellen Krankenhäusern gibt es nur sehr wenige in der Bundesrepublik, weshalb sie einen großen Einzugsbereich haben. Das Schwabinger Krankenhaus hat etwa einen Einzugsbereich von der Grenze zu Thüringen bis ins nördliche Österreich (z.B. Klinken die Salzburg und Innsbruck).

Bei einem eventuell erforderlichen Transport, der durch den Landkreis Rosenheim führt, könnte es notwendig sein, das Personal der HOKO-Einheit im Rahmen eines Dekonplatzes der Stufe 2 zu unterstützen. Dieser wird beispielsweise benötigt, wenn das Personal ausgetauscht werden muss. Bei den Dekon-Maßnahmen bekommen die Feuerwehren von dieser „Spezialeinheit HOKO“ verschiedene Unterstützungen wie Bereitstellung von Spezialgeräten, -mitteln, und -wissen. Die Aufgabe der Feuerwehr besteht darin, den Dekonplatz bereit zu stellen und unter den Anweisungen der Desinfektoren zu arbeiten. Nach dem Personalwechsel wird sich diese Einheit weiter bewegen. Im Krankenhaus Schwabing wird der Patient schließlich von einem speziell geschulten Ärzte- und Schwestern-Team aufgenommen und in den speziellen Räumlichkeiten medizinisch versorgt.

Die Feuerwehren beziehungsweise als „Ortszuständige Feuerwehreinheit“ oder Gefahrgut-Einheit im Landkreis Rosenheim sind zur Unterstützung für den Dekonplatz gemäß FWDV 500 verantwortlich.

Diese HOKO-Einheit hat bis dato nur wenige Anforderungen gehabt und konnte ihre Transporte ohne „fremde Feuerwehrunterstützung“, also eigenständig durchführen.

Die derzeitige Wahrscheinlichkeit, Prognosen und Erfahrungen zeigen, dass wir als freiwillige Feuerwehr mit dieser Einsatzunterstützung wohl sehr selten in Berührung kommen werden.

Die Kreisbrandinspektion und der Landkreis Rosenheim haben trotz dieser Prognosen beschlossen, sich für dieses Thema vorzubereiten, da sich unsere regionale Lage mit allen bedeuteten großen Verkehrswegen eventuell innerhalb einer Transportroute befindet.

Diese Aufgaben sollen derzeit im Landkreis Rosenheim die bewährten Gefahrgut-Einheiten übernehmen und darauf geschult werden. Sind andere Landkreisfeuerwehren ebenfalls an dieser Aufgabe interessiert, kann Kreisbrandmeister Christian Hof mit seinen Fachspezialisten jederzeit auf Wunsch eine Sonderschulung vor Ort anbieten.

Die HOKO-Einheit besteht aus folgenden BOS-Organisationen:

  • 2x Streifenwagen Polizei                                          – Einsatzleitwagen (D-Dienst)
  • ELW- ZF                                                                    – Infekt- RTW (SK- RTW)
  • HLF                                                                           – RTW (Eigenschutz)
  • MTW                                                                         – MZF Dekon Assistent

 

Die Berufsfeuerwehr München hat mit ihren Speziallisten aus verschiedenen Bereichen ein Einsatzkonzept aufgestellt. Dieses wird mehrmals pro Jahr von der Berufsfeuerwehr München und dem Krankenhaus München-Schwabing beübt. Eine praktische Übung mit einer freiwilligen Feuerwehr hatte bis dato noch nicht stattgefunden.

Kräfte aus dem Landkreis Rosenheim waren daher die ersten, welche solch eine Einsatzsituation mit der BF München gemeinsam testen durften. Bayernweit sind wir also die ersten Feuerwehren, die einen „Meilenstein“ für die anderen Wehren in Bayern gesetzt haben. Wertvolle Detailinformationen konnten gewonnen werden und Verbesserungen können künftig umgesetzt werden.

Wegen der Besonderheit dieser Sonder-Übung nahmen verschiedene Speziallisten der BF München, Führungskräfte der BF München sowie Vertreter und Ärzte des Krankenhauses München-Schwabing an der Übung teil. Im Verlauf der Ausbildung konnte die einmalige Gelegenheit genutzt werden, die spezielle Infekt-Abteilung im Klinikum München-Schwabing zu besichtigen.

Aus den BOS-Organistationen des Landkreises Rosenheim nahmen zusätzlich zu unseren vier Gefahrgut-Einheiten auch noch weitere Speziallisten teil (Bundespolizei Rosenheim, Johanniter Wasserburg, BRK Rosenheim, LNA, ELRD, Malteser, Amublanz Rosenheim, THW Rosenheim, THW Bad Aibling, Gefahrgutpolizei, Kreisbrandinspektion, UG-ÖEL, Desinfektoren, Gef.-Ärzte- Team, Gef.-Chemiker, Gef.-Messeinheiten, Leitstelle Rosenheim (ILS), Gefahrgut-Polizei, usw.).

Leider konnte „nur ein kleines Team“ (47 Personen) an dieser Veranstaltung teilnehmen. Dieser Personenkreis mit dem neu erworbenen Wissen kann dieses nun jedoch flächendeckend im Landkreis Rosenheim an alle Blaulicht-Organisationen weiter vermitteln sowie bei möglichen Einsätzen unterstützen.

Für diese besondere Fortbildungsveranstaltung war eine lange Vorbereitungsphase erforderlich. Nur durch die vielen guten Kontakte von Kreisbrandmeister Christian Hof und seinen unermündlichen Einsatz, auf alle Gefahrguteinsätze mit seinen Gefahrgut-Team gut vorbereitet zu sein, war diese bayernweite erste Spezial-Ausbildung möglich.

Ein besonderer Dank geht an die Berufsfeuerwehr München, stellvertretend an Herrn Christoph Heine für die gut dreijährige Zusammenarbeit im Bereich Dekontamination und für die gute Vorbereitung dieser einmaligen Sonderschulung.

Ein weiterer Dank geht an Thomas Stacheder und Martin Rohter (ltd. Dekon- Assistenten der BF München), welche die Detailplanungen und Durchführungen vor Ort organisiert haben. Diese zwei Persönlichkeiten sowie viele weitere Fachspeziallisten (z.B. Florian Prassberger, ATF München- usw.) gehören auch im Landkreis Rosenheim zum besonderen Gefahrgut-Team.