Notfallübung von Feuerwehr und Deutscher Bahn

Eine wegen Baumaßnahmen notwendige Gesamtsperrung der Eisenbahnstrecke zwischen der Überleitstelle Großkarolinenfeld und Ostermünchen in der Nacht vom 13. auf den 14. Juli 2019 ermöglichte es, dass die Feuerwehren Großkarolinenfeld und Kolbermoor auf den Gleisanlagen einen möglichen Ernstfall proben konnten.

Als Szenario wurde angenommen, dass ein Gleisarbeitsfahrzeug (GAF100R mit Kran) mit seinem Ausleger zu nahe an die eingeschaltete Oberleitung geriet, so dass es zum Überschlag kam, in dessen Folge mehrere Bahnarbeiter verletzt wurden und mitgeführtes Material zu brennen begann. Die Unfallstelle lag im Bereich der beiderseitigen Schallschutzwand unweit des Bahnhofs Großkarolinenfeld.

Gegen 22.08 Uhr wurden durch die Integrierte Leitstelle Rosenheim mit dem Stichwort „THL P Zug“ die Ortsfeuerwehr Feuerwehr Großkarolinenfeld, die Feuerwehr Kolbermoor, die mit spezieller Bahnausrüstung ausgestattet und zum Bahnerden berechtigt ist, sowie die Rettungswache des BRK alarmiert. Ergänzt wurde die Alarmierung mit der Aussage, dass Personen vermutlich wegen eines Stromschlages verletzt seien.

Die angerückte Feuerwehr Großkarolinenfeld konnte sich mit dem ihr zur Verfügung stehenden Schlüssel für die Türen der Schallschutzwand schnell Zugang zur Unfallstelle verschaffen. Bei ihrer Lageerkundung machte sie, nachdem sie sich überzeugt hatte, dass die Oberleitung nicht gerissen war, folgende Bestandsaufnahme: Eine Person lag regungslos auf dem Führerhaus des Schwerkleinwagens und eine Person auf der Ladefläche des GAF. Eine auf der Ladefläche mitgeführte Propangasflasche hatte sich entzündet und eine starke Rauchentwicklung zeugte davon, dass auch noch weiteres Material in Brand geraten war. Später stellte sich noch heraus, dass in unmittelbarer Nähe ein weiterer Arbeiter verletzt neben dem Gleis saß.

Während die aufgefundenen Verletzten über den Fluchtweg gerettet wurden, hatte die Kolbermoorer Feuerwehr begonnen, die vorher schon abgeschaltete Oberleitung zu erden. Mit den in der Nähe des Bahnhofs aufgegleisten Rollpaletten konnte sie das notwendige Material (Beleuchtung samt Stromaggregat und andere Hilfsmittel) an die Unfallstelle transportieren. Erst nach der Bahnerdung konnte die verletzte Person auf dem Dach des GAF gefahrlos gerettet werden. Die Bahnerdung durch die Feuerwehr hat gezeigt, dass sie der Aufgabe gewachsen war. Sie ließ sich auch dadurch nicht irritieren, dass sie es im Abspannbereich plötzlich mit „zwei Oberleitungen“ zu tun hatte.

Nachdem „Feuer aus“ gemeldet wurde und die Verletzten gerettet waren, wurde die Übung gegen 00.15 Uhr beendet. Noch am Einsatzort führte Kreisbrandrat Richard Schrank die Nachbesprechung zur Übung durch, wobei die wichtigsten Punkte wie genaue Absprachen und Informationen zwischen Einsatzleitung und Einsatzkräften als unabdingbar hervorgehoben wurden. Diesbezüglich wurde vor allem angeführt, dass im Umgang mit Strom – hier der Oberleitung mit ihren 15.000 Volt – äußerste Vorsicht geboten ist und sich dieser nur genähert werden darf, wenn sie abgeschaltet und bahngeerdet ist. Richard Schrank ermahnte ausdrücklich alle Beteiligten, dies strikt zu befolgen, selbst wenn die zu rettende Person dringender Hilfe bedarf. Hier geht Eigenschutz vor Hilfe.

Abschließend bedankte sich der Kreisbrandrat, der die Übung selbst maßgebend mit Kreisbrandmeister Christian Hof geplant und betreut hatte, bei all seinen übenden Feuerwehrkameraden, der Rettung und den Notfallmanagern, Herrn Kölnberger und Herrn Ernstorfer, sowie bei der Fachgruppe „Fahrbahn Rosenheim Netz DB“ und deren sieben Mitarbeitern für die Bereitschaft, einen Freitagabend für eine Übung und somit für die Weiterbildung zu opfern.

Auch der „Wettergott“ hatte Einsehen mit der übenden Truppe und hielt das anschließende Gewitter mit starkem Regen bis unmittelbar nach der Übungsbesprechung zurück.

Fazit: Auch eine „kleine“ Übung im Bahnverkehr an geeigneter Stelle kann für die Feuerwehren viele Probleme bringen. So sind die besonderen Gefahren, die von Baufahrzeugen im Schienenverkehr ausgehen, nicht zu unterschätzen. Sie verbergen viele kleine Gefahren, z.B. Gefahrgut-Beladung, usw. Der Notfallmanager der DB AG ist bei Bahneinsätzen von größter Bedeutung und dies nicht nur beim Bahnerden. Ein Kontakt vor Ort muss zwischen Feuerwehreinsatzleitung und dem Notfallmanager eventuell durch einen Verbindungsmann sichergestellt werden. Der Kontakt zwischen den Führungskräften und den Einsatzmannschaften muss zu 100 Prozent stimmen und einzelne Tätigkeiten vor jeder Ausführung immer abgesprochen und festgehalten werden. „Langsam, es pressiert“. Die Sicherheit der Einsatzkräfte geht immer vor!