Ein Trainingstag der besonderen Art

Zum fünften Mal in Folge gelang es Kreisbrandmeister Christian Hof, einen speziellen Trainingstag an der Staatlichen Feuerwehrschule Geretsried für die Landkreisfeuerwehren zu bekommen. In diesem Jahr lag der Schwerpunkt auf den Bereichen Gefahrgut und Bahnbetrieb. Acht Feuerwehren konnten mit sieben Einsatzfahrzeugen (ELW, LF, TLF, 2x RW, 2x Versorger, HLF) und 24 Teilnehmern zu diesem Trainingstag fahren. Zuvor wurden an einem Vorbereitungsabend bei der Feuerwehr Bernau die gesamten Feuerwehren zu einem einheitlichen gemeinsamen Übungszug zusammengestellt und kurz ausgebildet. Dabei standen das gegenseitige persönliche Kennenlernen, Kameradschaft, Fahrzeugkunde, Einsatztaktik sowie das einheitliche Auftreten am Übungstag im Mittelpunkt.

Der sehr straffe Ausbildungsplan umfasste acht verschiedene Einsatzübungen. Dabei wurden auch die neuen Begriffe der ABEK (Alarmierungsbekanntmachung der ILS Rosenheim) verwendet die seit Tagen in der Praxis verwendet werden. Die Feuerwehrschule Geretsried vergab für diese Aufgaben unterschiedliche digitale Funkgruppen an die Feuerwehreinheiten.

 

Einsatzlagen (Alarmfax) waren zum Beispiel:

Schlagwort: T2910 THL 3- VU- 1 oder 2 PKW, Person eingeklemmt

Lage: Unterfahrener Güterzug – PKW gegen Güterzug – 1x Person eingeklemmt auf Motorhaube – 3 Insassen im PKW verletzt

 

Schlagwort: A1817 ABC THL BIO/Chemie- Gefahrstoff- Gefahrstoff THL VU Chemie Zug

Lage: PKW gegen Kesselwagen der DB AG (Natriumlauge) – 1x Person eingeklemmt – Austritt Produkt – 1x Person BWL in Lokomotive

 

Schlagwort: A1214 – ABC 2 – Gefahrstoff/Gasaustritt im Freien

Lage: Gasaustritt aus Erdgasleitung

 

Schlagwort: Vorführung inklusive Einsatzübung klein

Lage: Austritt Erdgas im Gebäude – Funke – Gasexplosion

 

Schlagwort: A1310 – ABC 3 – Gefahrstoff/Austritt große Menge

Lage: Austritt – Produkt aus Heizölkesselwagen auf Industriegebiet

 

Schlagwort: T3613 – THL VU Flugzeug 2 – Luft-/Kleinflugzeug

Lage: Abgestürzter brennender Militärhubschrauber am Boden (2 Personen vermisst) – Kleinflugzeug (Cessna) im Baum (2 Pers. eingeklemmt)

 

Schlagwort: B1315 – Brand Gewerbe/Industrie – Lagerhalle

Lage: 2 Personen, davon eine Person am Dachfenster, Brand im 2. OG, Bahngleis neben Lagerhalle und Lagerbereich mit Gefahrgut

Schlagwort/Lage: 1x bewusstlose Person im Arbeitsbereich (Lager) mit radioaktiven Stoffen

 

Bei allen Übungen wurde der Schwerpunkt der Trainingsleiter auf das Abarbeiten der „Gefahrenmatrix“, der „GAMS“-Regel und dem „Regelkreis“ gelegt sowie deren Reihenfolge. Dabei standen die Menschenrettung mit einfachen Mitteln und der Eigenschutz der Einsatzkräfte im Vordergrund. Das richtige Zusammenarbeiten mit der Leitstelle (kurze, klare Lagemeldungen) sowie mit dem Rettungsdienst (z.B. Nachforderung von Rettungswägen – pro Person ein RTW mit grobem Verletzungsbild) sind von größter Bedeutung für die professionelle Abarbeitung eines Einsatzes. Die Grenzen beziehungsweise die Zuständigkeiten der Feuerwehr für Maßnahmen wurden den Führungs- und Mannschaftskräften in vielen Übungen aufgezeigt. Jeder Teilnehmer konnte alle Führungsaufgaben sowie Mannschaftsaufgaben bei diesen Übungen in Bezug auf die eigenen Bedürfnisse durchlaufen und viele Erkenntnisse gewinnen, die in den künftigen Ausbildungen vor Ort in den heimischen Feuerwehren verbreiten und umsetzen werden können.

Im Abschlussgespräch waren alle Teilnehmer sowie Ausbilder mit den erbrachten Leistungen sehr zufrieden. Wieder einmal zeigte der Landkreis Rosenheim, dass es möglich ist, mit den unterschiedlichsten Feuerwehren sowie Teilnehmerkreisen eine harmonische, kameradschaftliche, eingeschworene Gemeinschaft aufzubauen und entsprechend aufzutreten. Dies beeindruckte die Trainingsausbilder total, das sie es in dieser perfekten Form nicht kannten. Das „Wir-Gefühl“ ist und war auch an diesen Tag mehr als beeindruckend. Achteinhalb Stunden gaben diese Feuerwehreinheiten ihr bestes. Jeder war für den anderen da bis zur vollständigen Erschöpfung. Ein „nicht gehen“ oder „aufgeben“ gab es zu keiner Zeit. Es stellte sich auch wieder einmal heraus, dass es bei einem ABC- Schlagwort (ABC 2 und ABC 3) sinnvoll ist, wenn die erste anrückende Feuerwehreinheit (HLF oder LF) ihren Atemschutztrupp auf Anfahrt mit einem Schutzanzug (Form 2-Einwegschutzanzug) ausrüsten lässt.

Ein Funkkonzept für solche Einsatzlagen nach der Erstphase ist ebenfalls von großer Bedeutung. Die Verwendung von EX-Funkgeräten wäre ebenso sinnvoll wie in der Erstphase mit einfachen Mitteln die Gefahr zu stoppen, bis weitere Sonderfahrzeuge beziehungsweise Sondereinheiten und Fachpersonen eintreffen. Eine Erkundungsliste sowie eine Checkliste für Feuerwehren mit Messtechnik sollte mehr Anwendung finden. Mit diesen Kenntnissen ging ein gut 14-stündiger Ausbildungstag zu Ende. Wegen dem großen Interesse versuchen wir auch für 2018 einen Trainingstag an der Feuerwehrschule Geretsried zu bekommen. Auf Wunsch werden wir versuchen, den Schwerpunkt 2018/19 auf Gas-Einsatzlagen, Brandbekämpfung (Anwendung neue „Ampel- Regelung“), neue Antriebstechniken und Gefahrgut zu legen. Auch ein gemeinsamer Trainingstag mit den Fachbereichen Atemschutz und Gefahrgut/Schienenverkehr ist angedacht.