Verbandsversammlung 2019 in Prien am Chiemsee

Die Feuerwehren im Landkreis Rosenheim rückten im vergangenen Jahr zu insgesamt 5.707 Einsätzen aus. Das sind gut 300 Einsätze mehr als im Jahr zuvor. „Alles im normalen Bereich“, meinte dazu Kreisbrandrat Richard Schrank. Er hatte zur Verbandsversammlung 2019 des Kreisfeuerwehrverbands Rosenheim nach Prien am Chiemsee geladen.

Im Vorjahr wurden die Feuerwehren unter anderem zu 1.350 Bränden und zu knapp 3.200 technischen und sonstigen Hilfeleistungen gerufen. Die 90 Einsätze wegen Gefahrstoffen bedeuten eine Verdreifachung gegenüber 2017. Der Kreisbrandrat erwartet in diesem Bereich sogar noch eine weitere Steigerung, „weil immer mehr Pakete mit Gefahrgut verschickt werden.“ Ein Dorn im Auge ist Schrank der deutliche Anstieg bei den sonstigen Tätigkeiten. Hier geht es um freiwillige Hilfeleistungen der Feuerwehren wie beispielsweise Parkplatzdienste, die Schrank gerne reduzieren möchte.

Mehr als 500 Mal rückten die Feuerwehren 2018 wegen falscher Alarmierungen aus. Etwa 200 davon ließen sich auf den falschen Umgang mit Brandmeldeanlagen zurückführen. Auch wenn die in Wohnungen und Häusern installierten Rauchwarnmelder gelegentlich falschen Alarm auslösen, sieht sie der Kreisbrandrat sehr positiv. „Rauchwarnmelder retten wirklich Leben.“ Dagegen ärgert ihn der Notruf-Missbrauch. 21 Fälle gab es davon im vergangenen Jahr.

Erstmals präsentierte Kreisbrandrat Richard Schrank in seinem Jahresrückblick eine Statistik zur Personenrettung. Demnach wurden fast 1.000 Menschen betreut beziehungsweise versorgt. 155 wurden gerettet, 43 davon über Feuerwehrleitern. Und 40 Personen konnten nur noch tot geborgen werden.

Im Landkreis Rosenheim engagieren sich knapp 7.300 Aktive, darunter fast 370 Frauen, in 117 Freiwilligen Feuerwehren, einer Werkfeuerwehr sowie in zwei Betriebsfeuerwehren. Ihre Ausstattung und die Fahrzeuge sind in 127 Feuerwehrgerätehäusern untergebracht.

Um gut auf die Einsätze vorbereitet zu sein, kümmert sich ein Team aus 105 Ausbildern um die Organisation und Durchführung von Lehrgängen. „Die Ausbildung ist das Hauptthema unseres Verbandes“, sagte Kreisbrandrat Schrank. In 160 Lehrgängen wurden rund 4.800 Feuerwehrfrauen und -männer ausgebildet. Schrank sprach den Ausbildern einen Riesendank für dieses enorme Schulungsaufkommen aus. Trotzdem sind es immer noch zu wenige Lehrgänge, bedauerte der Kreisbrandrat. Vor allem von Seiten der Staatlichen Feuerwehrschulen reichen die für den Kreisfeuerwehrverband Rosenheim zur Verfügung stehenden Lehrgangsplätze nicht aus.

Im Bereich Brand- und Katastrophenschutz hat sich die Ausrüstung der Feuerwehren weiter verbessert. Inzwischen sind an fünf Standorten leistungsfähige Hochwasserpumpen stationiert. Um Menschen sicherer aus Zügen retten zu können, werden Evakuierungsstege angeschafft, zudem wird es eine mobile Tankstelle geben. Ein mobiler Stromerzeuger mit 400 kVA kommt beim Technischen Hilfswerk in Bad Aibling unter.

Zu den markantesten Einsätzen 2018 gehörten unter anderem ein Bombenfund in Stephanskirchen, ein Sprengstofffund in Oberaudorf, der Waldbrand auf dem Schwarzenberg und ein Baumbrand am Riesenkopf. Richard Schrank wählte zudem den Brand eines Wohnhauses in Heufeld aus. Der Feuerwehr war es nicht gelungen, die brennende Wärmeisolierung zu löschen. „Die hat der Teufel gesehen, sie ist der Tod für jedes Haus, wenn es brennt“, so Schrank unmissverständlich.

Ein offenbar immer wiederkehrendes Phänomen bei Einsätzen sind die Gaffer. Schrank bezog hier klar Stellung: „Wenn euch einer beleidigt, schreibt das Kennzeichen auf und gebt es der Polizei weiter. Damit wir diesem Wahnsinn Einhalt gebieten können.“

Gut bestellt ist es um den Nachwuchs der Feuerwehren im Landkreis Rosenheim. Die aktuellen Zahlen präsentierte der Kreisjugendfeuerwehrwart Manuel Pöhmerer. Mit Unterlaus und Schwabering meldeten sich zwei weitere Jugendfeuerwehren beim Kreisfeuerwehrverband an. Von den 117 Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis haben inzwischen 85 eine eigene Jugendfeuerwehr. Pöhmerer bedankte sich bei allen, die sich intensiv mit den Jugendlichen beschäftigen: „Wenn ihr das nicht so großartig machen würdet, hätten wir nicht so gute Zahlen.“ Tatsächlich liegt die Begeisterung der Jugendlichen im Landkreis über dem bayerischen Durchschnitt. Noch relativ neu ist die Entwicklung von Kinderfeuerwehren, von denen es bereits drei im Zuständigkeitsbereich des Kreisfeuerwehrverbands Rosenheim gibt.

Nicht mit Lob sparte die stellvertretende Landrätin Marianne Loferer: „Ohne die 117 Freiwilligen Feuerwehren wären wir ziemlich aufgeschmissen.“ Sie erinnerte an die Hochwasserlage vor wenigen Tagen oder an die Schneelage in Aschau und Sachrang im Januar 2019. „Sie opferten ihr Wochenende, arbeiteten bis zur Erschöpfung und bekamen nicht immer, was sie verdienten.“ Die stellvertretende Landrätin meinte die vereinzelte Kritik an den Einsatzkräften, die sie sprachlos machte.

Dank für den überaus großen Einsatz der Feuerwehren kam auch von Priens zweitem Bürgermeister Hans-Jürgen Schuster: „Was wäre eine Gemeinde ohne ihre Ehrenamtlichen.“ Darüber hinaus lobte Schuster die gute Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen in den Nachbargemeinden: „Wir brauchen uns gegenseitig.“ Ähnlich äußerte sich Florian Lotter von der Bergwacht, der stellvertretend für alle Hilfsorganisationen feststellte: „Das offene und konstruktive Miteinander hat uns stark gemacht. Wir dürfen uns nicht darauf ausruhen, sondern müssen weiter daran arbeiten.“

Das Problem mit den Gaffern sprach auch Robert Kopp, der Präsident des Polizeipräsidiums Oberbayern-Süd, an: „Es ist unerträglich, wenn Einsatzkräfte an der Hilfeleistung gehindert werden. Wir werden alles Machbare unternehmen, damit Sie helfen können.“ Weiter meinte der Polizeipräsident: „Wir sind froh über den Schulterschluss mit Ihnen.“

Die außerordentlich guten und kameradschaftlichen Beziehungen über die Grenze hinweg waren Thema im Grußwort von Hannes Mayr, dem Bezirkskommandant aus Kufstein: „Es hat sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt und es freut mich, wenn wir so weitermachen können.“

Einen schönen Gruß von Landrat Wolfgang Berthaler richtete der Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner aus. Auch er thematisierte die gute Zusammenarbeit zwischen den Hilfsorganisationen in der Region: „Das passt schon zusammen.“ Der Zusammenhalt ist aus Sicht Stöttners auch notwendig, „denn, wir stehen vor großen Herausforderungen. Wir werden euch von Seiten des Freistaats weiterhin unterstützen.“