Umfangreiches Testprogramm im Schienenbereich

Seit gut vier Jahren suchen die Bahnausbilder für die Feuerwehren geeignete Hilfsmöglichkeiten aller Art für mögliche Bahnunfälle beziehungsweise Unregelmäßigkeiten im Schienenverkehr. Verschiedene Hilfskonzepte und Einsatztaktiken wurden aufgestellt und erprobt. Aus den vielen Erfahrungen der Notfallmanager und der Feuerwehren hat sich der Bereich „Evakuierung Zug“ als Thema herauskristallisiert, das immer wieder zu Problemen führt. Für eine Evakuierung gibt es viele Erfahrungswerte und sie wird auch nur im äußersten Fall angewandt.

Um hier optimale Geräte für die Feuerwehren zu haben, entschlossen sich die Bahnausbilder (Kölnberger, Fischer, Sachmann und Hof), ein umfangreiches Testprogramm im Auftrag von Kreisbrandrat Richard Schrank zu starten. Die einfachste Art, Personen aus dem Waggon zu helfen, ist eine Rettungsplattform (mit schrägen, einzelverstellbaren Stützen) als Treppe zu verwenden sowie mit Euro-Paletten selbstgebaute Abstiegstreppen zu errichten. Die Bahnfeuerwehren führen diese Geräte bereits automatisch mit.

Für den Bereich „Umsteigen von Zug zu Zug“ suchten die Bahnausbilder optimale Geräte, die mehrfach eingesetzt werden können. Sie stießen dabei auf einen sogenannten „Evakuierungssteg“. Dieser kann als Übersteighilfe von Zug zu Zug und als Absteighilfe aus einem Waggon auf Erdgleiche als Treppe inklusive Handgeländer genutzt werden. Wegen der unterschiedlichen Einstiegstüren bei den Schienenfahrzeugen aus ganz Europa war dies ein ebenso großes Problem wie die ausziehbare Länge des „Evakuierungsstegs“ und dessen Zulassung im Schienenverkehr.

In den letzten Wochen/Monaten wurde nun ein Mustermodell von unseren Bahnausbildern in vielen ehrenamtlichen Stunden auf Herz und Nieren getestet, praktisch aufgebaut und den unterschiedlichsten Anforderungen im Landkreis Rosenheim vor Ort gestellt. Dabei spielte auch die Jahreszeit eine bedeutende Rolle. Bei Wind und Wetter wurden die Modelle angewendet und die Szenarien forderten den Bahnausbildern beziehungsweise Testern alles ab. Sie verbrachten viele Stunden an den Wochenenden des Jahres 2018 damit. Durch den guten persönlichen Kontakt konnten sie die verschiedenen Bahnbetreiber überzeugen, am Testprogramm teilzunehmen. Diese stellten kostenlos ihre Züge und Fahrpersonal zur Verfügung. 

Im Bahnhof Rosenheim wurden beispielsweise extra zwei Züge (Meridian) auf verschiedenen Gleisbereichen aufgefahren, um die unterschiedlichen Gleisabstände beziehungsweise Übersteig-Abstände zu testen. Die Südostbayernbahn stellte ihr Triebfahrzeug ebenfalls kostenlos zur Verfügung sowie viele andere Bahnbetreiber.

Zeitgleich wurde auch für gehbehinderte Personen, Rollstuhlfahrer und Kinderwägen eine weitere Überfahrrampe für eine Zugevakuierung von Zug zu Zug getestet. Der Erfahrungsaustausch mit den verschiedenen Bahnbetreibern, deren Fahrpersonal, der Notfallhilfe und den Notfallmanagern war von größter Bedeutung. Augenscheinlich ist nach heutigem Kenntnisstand eine Kombination aus einer Überfahrrampe sowie eines Evakuierungsstegs von Zug zu Zug sehr hilfreich und nützlich.

In den kommenden Monaten (Frühjahr 2019) werden die Überfahrrampe und der Evakuierungssteg für die Bahnfeuerwehren im Landkreis Rosenheim beschafft. Somit sind diese dann im Landkreis Rosenheim optimal technisch aufgestellt und können jede Übungs- und Einsatzlage bestens bewältigen.