Übungstag “Einhundert Prozent Ernstfall”

Für die aktiven Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Au bei Bad Aibling war der kürzlich absolvierte Übungstag wohl der aufregendste und anspruchsvollste im noch jungen Jahr 2018. Mehrere realistische Szenarien erforderten die ganze Erfahrung aller Beteiligten.

Ausrücken mussten die Teilnehmer in den Vormittagsstunden nach der Alarmierung zur Brandbekämpfung im Gut Eulenau mit schwerer Rauchentwicklung aus Stall- und Wohntrakt, verbunden mit dem Auffinden und der Rettung mehrerer Personen. Eine davon versuchte aus dem Fenster des oberen Stockwerks zu springen, eine andere musste „tot“ geborgen sowie zwei weitere in bis dato unbekannten und schwierig erreichbaren Räumen aufgespürt sowie gerettet werden. Besondere Eigenheit des Einsatzortes war die fehlende unmittelbare Löschwasserversorgung aus Hydranten.

Ein zweites Mal lautete das Einsatzziel Kirchturm der Auer Pfarrkirche, wo ein Handwerker im Rahmen derzeit laufender und zeitintensiver Sanierungsarbeiten am Glockenstuhl das Gleichgewicht verloren hatte und in die Tiefe gestürzt war. Feuerwehr und Rettungsdienst fanden den Gesellen bewusstlos und – sehr realistisch geschminkt – mit schwersten Kopfverletzungen im Sicherungsseil hängend vor. Die Rettung und Erstversorgung gestaltete sich in Bezug auf räumliche Enge unter dem Glockenboden in rund 25 Metern Höhe als äußerst schwierig.

Beim dritten Ausrücken galt es für die Einsatzkräfte, die Bergstraße zwischen Brettschleipfen und Altenburg unterhalb der Rastkapelle hinaufzufahren. Mittendrin war ein Fahrzeug von der Fahrbahn abgekommen, an einem Steilhang abgerutscht und von einem Baum abgebremst worden. Im Fahrzeug selbst fanden die Übungsteilnehmer eine weibliche Person eingeklemmt und schwer verletzt sowie eine männliche Person mittelschwer verletzt vor. Durch Rauchentwicklung am Fahrzeug bestand äußerste Gefahr das Leben der verunfallten Personen.

Die Befreiung gestaltete sich angesichts örtlich gegebener Hindernisse aus Sträuchern, Totholz und Bäumen sowie rutschigem Laub äußerst schwierig. Es kam schweres Gerät, unter anderem der Rettungsspreizer, zum Einsatz. Allerdings handelte es sich ausnahmsweise nicht um alltäglich vorkommende Einsätze, sondern jeweils um Sonderübungen unter dem Motto „Einhundert Prozent Ernstfall“ im Rahmen eines speziellen Aktionstages, an dem sich alle verfügbaren aktiven Feuerwehrler, eine Mannschaft der First Responder sowie Einheiten der Ambulanz Rosenheim beteiligten.

„Die Rettung von Menschenleben und die Minimierung von Sachschäden erfordern Schnelligkeit sowie eine geordnete und gegliederte Informationskette sowohl im Rahmen einer Übung als auch im Ernstfall“, betonten die Hauptübungsleiter Martin Maier jun, und Uli Rose abschließend.